Wer bin ich, wo sind meine Wurzeln, was ist mir wichtig, wo liegen meine Stärken? Früher oder später stellen sich alle Jugendlichen diese Fragen. Mit dem Medienprojekt „Here´s my story“ hilft der Bayerische Rundfunk Jugendlichen ihre eigene Geschichte multimedial zu erzählen. Sie berichten von prägenden Erlebnissen, davon, was ihnen wichtig ist im Leben, was sie gut können, wovon sie träumen, beruflich und privat.

Die Fritz-Felsenstein-Schule für Körper- und Mehrfachbehinderte ist eine von acht bayerischen Schulen und die einzige Förderschule, die für die Teilnahme an diesem Projekt ausgesucht wurde. Die Geschichten werden von unseren Jugendlichen entwickelt, selbst ins Mikrofon erzählt und aufgenommen, mit Musik und Sounds unterlegt, von animierten Fotos und kurzen Videoclips begleitet. Hinter jeder Geschichte steckt ein Jugendlicher, der seine ganz persönliche Sicht auf sein Leben wagt. Diese Stories, allesamt multimediale Kunstwerke, veröffentlicht der BR auf seiner Internetseite. In wenigen Wochen werden dort auch die Geschichten von sieben FFH-Schülern zu finden sein.

Mit Profis am Schneidetisch
Zwei Mediencoaches stellte der BR den Schüler der Klasse 9b eine Woche lang zur Seite. „Anfangs waren die Jugendlichen noch zurückhaltend und unsicher, was sie über sich erzählen sollten. Heute, am vierten Tag aber, sind alle eifrig dabei, haben tolle Ideen und wollen ihre Geschichte möglichst ansprechend gestalten“, so Diplom-Journalistin Emel Ugurcan vom Bayerischen Rundfunk.

Gemeinsam mit Mediengestalter Rupert Jaud hilft sie den Schulabgängern bei der multimedialen Umsetzung ihrer Geschichten. Gerade hat sie mit Adam noch ein paar Fotos gemacht, mit denen er seine Story visualisieren will, während ihr Kollege Julia hilft, Ton und Bild besser aufeinander abzustimmen. Die Schüler sitzen im Computerraum der Fritz-Felsenstein-Schule, es herrscht konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Mit einer speziellen Software werden Sprache, Musik, Bilder und Filme in separaten Spuren aufgenommen und geschnitten. Die 17-jährige Julia zum Beispiel hat jetzt einen Plan: Sie erzählt davon, dass sie endlich ein klares Ziel vor Augen hat, ihren Hauptschulabschluss machen möchte, um ihren Traum von einer Berufsausbildung als Altenpflegerin zu verwirklichen. Eine einfache, anrührende Geschichte, dargestellt in kurzen Sätzen und klaren Formulierungen.

Selbstbewusstsein, Medienkompetenz, Kreativität
„Für Jugendliche in der Berufsorientierung ist es wichtig herauszufinden, was sie von ihrer Zukunft wollen. Durch „Here´s my story“ reflektieren sie ihre kulturelle und biografische Identität und ihre Lebensziele“, so Sonderschullehrein Eva Fiedler. Ganz nebenbei wird auch die Kreativität gefördert und Medienkompetenz erlernt. Klassenleiterin Marie-Katrin Rummel ergänzt: „Unsere Jugendlichen entdecken, dass ihre Lebensgeschichte interessant ist. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein, gerade für Schulabgänger mit Handicap ist das eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben.“ Die Schüler der Klasse 9b am FFH sind besonders stolz darauf, die einzige teilnehmende Schule aus Schwaben zu sein. Unterstützt wird die Schulprojektarbeit von der Stiftung Zuhören sowie von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Mitten in die kreative Arbeit am FFH platzt dann noch die gute Nachricht, dass „Here´s my story“ den Bayerischen Innovationspreis erhält.